Affenhirnforschung: Ärzte
gegen Tierversuche stellen Strafanzeige gegen Tübinger
Max-Planck-Institut
Die bundesweite Vereinigung Ärzte
gegen Tierversuche hat bei der Staatsanwaltschaft Tübingen Strafanzeige gegen
Forscher des Max-Planck-Instituts für Biologische Kybernetik in Tübingen (MPI)
eingereicht. Sie sieht in den Tierversuchen, bei denen Affen Durstqualen und
massive Bewegungseinschränkungen erleiden müssen, einen klaren Verstoß gegen das
Tierschutzgesetz und den Straftatbestand der fortgesetzten Tierquälerei erfüllt.
Der Verein fordert einen sofortigen Stopp der gesetzeswidrigen Versuche.
Dr. Eisenhart von Loeper,
renommierter Tierschutzanwalt und Träger des Bundesverdienstkreuzes für seine
Verdienste zur Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz, hat im Auftrag der
Ärzte gegen Tierversuche sowie der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz und der
Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg Strafanzeige bei der Tübinger
Staatsanwaltschaft gestellt und sich in einem Schreiben an das für die
Genehmigung der Versuche zuständige Regierungspräsidium gewandt. Darin wird
gefordert, die Genehmigung aufzuheben, da unter anderem behördliche Auflagen des
Genehmigungsbescheids nicht eingehalten werden und zudem die beantragten
Versuche vor dem Tierschutzgesetz nicht genehmigungsfähig sind, da eine
„ethische Vertretbarkeit“ und eine „hervorragende Bedeutung“ nicht gegeben sind.
Aktueller Hintergrund sind die
kürzlich in Stern TV veröffentlichten vom Verein Soko Tierschutz gemeinsam mit
der britischen
Partnerorganisation des Ärztevereins, BUAV, verdeckt gemachten Filmaufnahmen,
die die grausamen Zustände am MPI dokumentieren. Sechs Monate lang hatte ein
Tierpfleger die Torturen festgehalten, die die Tiere abgeschottet von der
Öffentlichkeit erleiden. Affen werden gewaltsam in den Affenstuhl gezwungen und
ihr Kopf wird bewegungslos fixiert. Obwohl vom MPI bestritten, beweisen die
Aufnahmen, dass ein Affe betäubt im Primatenstuhl fixiert wird und beim
Aufwachen in Panik gerät, sich jedoch in der ausweglosen Situation nicht wehren
kann. Die Tiere werden durch Durst gefügig gemacht, so dass sie nach Wunsch des
Experimentators Aufgaben am Bildschirm lösen und sich ihre lebensnotwendige
Flüssigkeit zwangsweise erarbeiten.
In der 10-seitigen Strafanzeige wird
ausgeführt, dass auf Grundlage der gesetzlich geforderten
„Nutzen-Schaden-Abwägung“ die Affenhirnversuche nie hätten genehmigt werden
dürfen, da den schweren und mittelgradigen Leiden der Affen „kein messbarer
Nutzen gegenübersteht“.
„Der Verfassungsrang des ethischen
Tierschutzes, für den eine große Bürgerbewegung mit meiner Initiative und
nachhaltigen Förderung zwölf Jahre bis 2002 erfolgreich gekämpft hat, darf jetzt
nicht länger ignoriert und das Leben der Affen darf nicht länger auf uns
beschämende Weise qualvoll gebrochen werden“, heißt es in
dem Schreiben von Dr. Eisenhart von Loeper an das
Regierungspräsidium.
Der Verein Ärzte gegen Tierversuche
hatte bereits 2009 eine Kampagne gegen die Hirnforschung am MPI und
weiteren Tübinger Instituten gestartet und über die bis dahin der Öffentlichkeit
unbekannten Versuche die politische Diskussion entfacht. Die grün-rote
Landesregierung zeigt sich jedoch wenig engagiert, um zu einem Ende der
Hirnversuche beizutragen. Bereits bei der Übergabe von über 60.000
Unterschriften durch den Ärzteverein Ende 2011 fand der für Tierschutz
zuständige grüne Minister, Alexander Bonde, keine Zeit für die Belange des
Tierschutzes. Ein aufgrund der Brisanz unlängst angefragter weiterer Termin des
Ärztevereins bei den baden-württembergischen Wissenschafts- und
Landwirtschaftsministerien blieb bislang ohne Antwort.
Weitere Information:
Kampagne „Stoppt Affenqual in
Tübingen!“ >>
Strafanzeige als PDF >>
Pressemitteilung der
Erna-Graff-Stiftung >>
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Ärzte gegen Tierversuche e.V.,
Güldenstr. 44a, 38100 Braunschweig, Tel. 0531-60944791, Fax 0531-60944792,
info@aerzte-gegen-tierversuche.de, www.aerzte-gegen-tierversuche.de
Die Vereinigung Ärzte gegen
Tierversuche e.V. besteht seit 1979 und ist ein bundesweiter Zusammenschluss aus
mehreren Hundert Ärzten, Tierärzten und Naturwissenschaftlern, die Tierversuche
aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ablehnen. Der Verein engagiert sich
für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am
Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten
sowie der Einsatz tierversuchsfreier Forschungsmethoden im Vordergrund
stehen.